Surfen in Griechenland

Unvorhersehbares Mittelmeer

Griechenlands Wellenrausch

Eine Reise voller Überraschungen, gemeinsam mit dem deutschen Prosurfer Marlon LipkeYannick De Jager aus Holland und dem Spanier Gony Zubizarreta, in der das Mittelmeer seine Launen offenbart.Das Streben nach perfekten Wellen im Mittelmeer führt Wellenreiter nach Griechenland, wo die Natur ihre eigenen Regeln diktiert.Die Swells, die die Surf-Spots in Italien oder entlang der Mittelmeerküsten von Frankreich und Spanien zum Leben erwecken, sind so flüchtig, dass eine entspannte Herangehensweise kaum möglich ist. Präzises Timing wird in Griechenland zu einer anspruchsvollen Kunst.
Ein fesselnder Blick auf die Herausforderungen und unerwarteten Freuden des Surfens im Mittelmeerraum. Manchmal scheint die Vorhersage perfekt zu sein, nur um sich in der Realität wie eine Seifenblase aufzulösen.

 

Marlon Lipkes "blue steel" wenn er in eine Barrel stallt.

Weihnachtswunder verpufft

Surfen in Griechenland

Marlon Lipke, einst auf der World Tour, begibt sich auf einen unkonventionellen Surftrip nach Griechenland, getrieben von der Hoffnung auf epische Wellen kurz vor Weihnachten. Doch die Realität entpuppt sich als enttäuschend, als die erwarteten Swells die Küste verfehlen und nur zierlichen Miniwellen an die Küste zu plätschern

"Vor einigen Jahren begann ich, unkonventionelle Surftrips in Europa zu unternehmen", erzählt Marlon, der an der Algarve lebt. "Griechenland war dabei schon immer eine faszinierende Option."

Kein Weihnachtsgeschenk in Sicht. Ein Kapitel voller unerwarteter Wendungen und eine Hommage an die Unvorhersehbarkeit des Surfens vor der griechischen Küste.

Chancen und Risiko

Das ersehnte Weihnachtswunder bleibt aus

Kurz vor Weihnachten sollte es endlich losgehen. Die Wettervorhersage versprach große Wellen, und die Aussichten waren vielversprechend. Also stiegen wir in den Flieger, flogen nach Athen und setzten die Reise im Auto fort, sieben Stunden in den Norden zu einem entlegenen Spot. Doch schon während der Fahrt begannen die Probleme. Das Fahrzeug versagte seinen Dienst, und uns blieb nichts anderes übrig, als das Auto im Dunkeln über die Autobahn zu schieben. Doch es kam noch schlimmer: Am nächsten Morgen bot sich uns kein beeindruckendes Wellenpanorama, sondern eher Miniwellen, für die diese Reise definitiv zu aufwendig gewesen war. Der Swell hatte die Küste verfehlt, indem er an Griechenland vorbeizog.

Gony auf einer makellosen Welle an einem abgelegenen Ort in Griechenland. Nur 2 Zuschauer im Vordergrund.

Erneut die Grenzen ausloten?

Griechenlands Surf-Abenteuer

Einen Monat nach dem enttäuschenden Vorfall schlug der nächste Swellalarm für Griechenland ein. Marlon jedoch zögerte. Die Erinnerungen an das vorherige Fiasko waren noch zu frisch, als lediglich Geld verbrannt wurde. Diesmal versprach der Swell zwar etwas kleiner zu sein, aber mit einer besseren Richtung und einer beeindruckenden Wellenperiode von 10 Sekunden – optimal für das Mittelmeer. "Zum Glück haben wir uns trotzdem dazu entschlossen, noch einmal loszuziehen", kommentiert Marlon. "Im Endeffekt haben wir Wellen erlebt, gesurft und gefilmt, wie sie in einem Video aus Griechenland noch nie zu sehen waren."

An einem Tag mit nur 9 Stunden Tageslicht und an drei verschiedenen Spots verbrachten sie die Zeit. "Am Tag vor dem erwarteten Swell waren wir bereits an einem Spot, der etwa zwei Stunden von Athen entfernt lag. Die Bedingungen waren flach", erzählt Marlon über den Tag vor dem entscheidenden Tag. "Der nächste Morgen begrüßte uns mit Regen und fast schon stürmischem Wetter - jedoch begleitet von einem Offshore-Sturm. Als wir das Meer sahen, wurde klar, dass die Wellen ordentlich Druck hatten. Kleine Barrels rollten herein, und weit und breit war kein anderer Surfer zu sehen. Natürlich war es noch früh, und in Griechenland eilt wirklich niemand und steht besonders früh auf. Wir waren natürlich sofort im Wasser, drei oder vier Stunden lang. Anschließend zogen wir weiter zu einem der Hauptspots, wo etwa 20 griechische Surfer bereits im Wasser waren. Zuerst zögerten wir und beobachteten die Situation, hatten eigentlich keine Lust ins Wasser zu gehen. Doch dann kam ein Set herein, und wir waren sofort überzeugt. Eine unglaubliche Rechte rollte über das Steinriff. Aber das sollte noch nicht das eigentliche Highlight sein – dazu später mehr."

Nicht so schlecht für keine Setwellen. Indovibes in Griechenland.

Damals und heute

Griechenlands Surfentwicklung

Vor einem Jahrzehnt soll es in Griechenland nur ganze sechs Surfer gegeben haben. Heute zählt die Gemeinschaft bereits 4.000 Mitglieder, mit den ersten Shapern und zahlreichen Surfshops. Doch das ist keineswegs überraschend, denn die Wellen in Griechenland sind besser als man gemeinhin denkt. Während des Surftrips von Marlon, Gony und Yanneck waren die Bedingungen zwar atemberaubend, aber für einen griechischen Winter keineswegs ungewöhnlich. Schon vier Tage nach ihrer Abreise rollte der nächste Swell heran, begleitet von Temperaturen, die einen 3/2er Wetsuit vollkommen ausreichen lassen.

Griechenland hat mehr als nur Malakas und Zatziki.

Zurück zu den Höhepunkten

Wellenreiten im Surfparadies des Mittlemeer

"Als die Sonne sich langsam am Horizont senkte, befanden wir uns immer noch im Lineup des Hauptspots, als wir aus den Augenwinkeln eine Slab erspähten. Zuerst erkundigten wir uns bei einem Einheimischen, aber er meinte nur, dass dort wirklich nie jemand surft. Dennoch paddelten wir neugierig hin, und was wir dort sahen, war eine Gony Zubizarreta, selbst nach 6 Stunden im Wasser, surfte wie ein junger (spanischer) Gott auf den besten Slabs, die ich je erlebt habe. Diese Wellen hätten auch gut und gerne in Indonesien sein können. Als ich zu diesem Trip aufbrach, dachte ich an Wellen, die vielleicht für ein paar Turns reichen würden, doch dann erlebten wir solche Barrels. Und das waren noch nicht einmal die Setwellen.
Davon haben wir leider keine erwischt, weil die Dunkelheit hereinbrach. Eine zweite Gelegenheit gab es bedauerlicherweise nicht, denn am nächsten Tag war der Swell bereits verschwunden. Ein Grund, warum ich auf jeden Fall noch einmal nach Griechenland zurückkehren möchte - denn Malakas, wie wir den Spot getauft haben und was so viel wie 'Du Verrückter' bedeutet, möchte ich unbedingt noch einmal mit etwas mehr Zeit genießen."

Marlon Lipke, ein begeisterter Anhänger exotischer Wellen, dokumentiert seinen Griechenlandtrip in bewegten Bildern. 
Diese visuelle Reise zeigt die Vielfalt und das Potenzial des griechischen Surfens und offenbart die Schönheit der unerwarteten Wellen des Mittelmeers.

Veröffentlicht: Printausgabe Prime Surfing Magazine #10
Story: Nico Steidle

 

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