Im Interview mit Luca Holy - Dem (meiner Meinung nach) stylischstem Surfer Deutschlands!

Surfen News Ocean People Interviews

Ein Spray, ein Carve, ein Air reverse, ein Snap, alles stylish, alles on point. Luca Holy beim Surfen zu zuschauen ist Balsam für die Augen.

Der Eisbach kann sich in der Regel nicht gerade rühmen, einen wunderschönen Surfstil nach dem anderen zu produzieren. Manche würden sagen, dass ein Teil (vielleicht sogar ein Großteil) des Surfens fast schmerzhaft anzuschauen ist. Doch hin und wieder gibt es Ausnahmen und in dem Fall Luca Holy scheint es irgendwie einen Glitch in der Fluss-Surf-Matrix gegeben zu haben.  
Luca Holy, 20, geborener Münchner und Eisbachsurfer. Ein Name, der vielleicht nicht Vielen in der deutschen Surfszene etwas sagt. Doch nur weil die Instagram Präsenz nicht so hoch ist, sagt das wenig bis nichts über das Charging-Level aus. Stylische Lines a la “pick any of your favourite surfers”, ist Standard. 
Ich bin gerade in meiner Heimatstadt, Minga City unterwegs, für alle, die nicht aus Bayern kommen, “München”. Da habe ich mich direkt ne Runde mit Luca auf eine Session am Bach getroffen und ein wenig über unsere gemeinsame Lieblingsaktivität, das Surfen, gequatscht.  

Hey Luca, du kommst gerade von einem dreimonatigem Zentralamerika-Trip zurück. Costa Rica, Panama und zuletzt Mexico. Aus persönlichem Interesse will ich was über deine letzte Destination hören. Wie war deine Zeit dort? Ich habe selbst sehr große Lust auf einen Mexico-Trip, also mach mich eifersüchtig. 

Hi Lukas!   

Es war unglaublich schön! Mexico ist ein tolles Land! Ich habe ganz viele tolle neue Orte, deren Menschen und Kulturen, aber natürlich auch Wellen kennenlernen dürfen. Ich habe mich hauptsächlich an der Küste des Bundesstaats Oaxaca, welcher im Südwesten des Landes liegt, aufgehalten.    

Surfen in Oaxaca, Mexico ist ein bisschen anders als an den meisten Orten in Europa. Eigentlich könnte man sagen es gibt drei verschiedene Arten von Surfspots: Einmal Wellen, die für alle zugänglich sind, wie z.B. Barra de la Cruz. Dort habe ich die meiste Zeit meines Aufenthalts verbracht. Das kleine Dorf ist mehr oder weniger komplett auf den Surftourismus ausgelegt. Um an den Strand zu kommen, muss man täglich eine Gebühr von 100 Pesos zahlen, was umgerechnet ca. 5 Euro sind. Am Strand gibt es ein Restaurant, Toiletten, Duschen und einen Boardverleih, die sogar ziemlich nice Bretter zur Auswahl haben. Ich verstehe, dass es viele Surfer*innen, die nach Barra kommen nervt jeden Tag ein Strandticket für 100 Pesos zu zahlen, jedoch finde ich, dass das eine gute Art ist einen Surftourismus zu gestalten, der sowohl für die Einheimischen als auch die Besucher*innen profitabel ist.   

Dann gibt es noch Spots, von denen ich nicht den Namen sagen werde, die man nur mit einem Local besuchen und surfen kann. Dort gibt es dann meist irgendeine Art von ungeschriebener Regel, die zu befolgen ist, wie z.B. eine verhältnismäßig hohe Parkgebühr zahlen.   

Zu guter Letzt gibt es dann noch die sagenumwobenen „Secretspots“. Das sind Strände an die man ohne einen professionellen Surfguide gar nicht hinkommt. Wenn man dort surfen will, muss man sich nach einem der einheimischen Guides umschauen und dementsprechend auch zahlen, um alleine im Lineup sitzen zu können. Man könnte es ein Bisschen mit einem Bergführer vergleichen, der sich um die Sicherheit und den Spaß aller kümmert.  

Mir selbst hat es am besten gefallen mein eigenes Leben in Barra de la Cruz zu haben und unabhängig von irgendwelchen Guides etc. surfen gehen zu können. Der Spot ist zwar mit Zicatela in Puerto Escondido am meisten überlaufen, aber man findet sich nach einer Weile im Lineup zu recht und bekommt genügend gute Wellen. Die Locals sind alle sehr nett! Ihnen mit Respekt zu begegnen ist dabei natürlich eine Grundvoraussetzung.    

Mexico, Surfing, Travel, Surftrip

@barrelsdelacruz

 

Du hast einen Style den sich viele andere Surfer und Surferinnen am Eisbach und im Meer wünschen würden. Was ist dein Geheimnis? Trockenübungen und Videotutorial? 

Vielen Dank. 

Ein wirkliches Geheimnis habe ich leider nicht haha. Jedoch würde ich auf jeden Fall sagen, dass es mir geholfen hat, sehr jung das Surfen am Meer zu lernen. Früher sind wir jedes Jahr im Sommer mit unserem Papa nach Frankreich ans Meer gefahren, wo ich dann mit meinen kleinen schwachen Ärmchen gegen die Weißwasserwalzen und Strömungen anpaddeln durfte. Dort habe ich einfach automatisch die wichtigen Grundlagen für das Surfen gelernt, welche ich dann später am Eisbach tag täglich verfeinern konnte. Dazu habe ich als Teenager wirklich alle möglichen Surf Videos von Stab, Volcom, Vissla, Quiksilver etc. Dinge geschaut und mir dabei viel von den ganzen Profis und Freesurfer*innen abschauen können. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass mich vor allem der Film „Psychic Migrations“ von Volcom geprägt hat.  

Wenn man zu Minute 15 vor spult, kommt mein Lieblingsteil mit dem Freesurfern Ryan Burch, Nate Tyler und Ozzy Wright. Da surfen sie so einen absurden lefthand Pointbreak und die Aufnahmen in Verbindung mit der Musik haben mich einfach ultra fasziniert und träumen lassen, und das tun sie noch bis heute.  

Außerdem hat es geholfen einen großen Bruder, namens Joshi, denn ihr bestimmt alle besser kennt als mich ;) zu haben. Bei dem habe ich mir viel abgeschaut und wir haben schon auch das ein oder andere Mal unsere Techniken analysiert, aber vor allem uns gegenseitig motiviert. Zusammen waren wir einfach sau viel surfen, egal ob am Bach oder im Meer.   

Eisbach, River surfing, Rapid surfing, Munich, Luca Holy

@street.pickz 

Also hat dich die Kombination aus Video und Musik inspiriert, ist das immer noch so und hast du auch andere Quellen der Inspiration?    

Ja, mich hat schon immer die Kombination von coolen Aufnahmen und der richtigen Musik fasziniert und inspiriert. Das löst dann immer so ein Gefühl von Euphorie und purer Lust surfen zu gehen in mir aus. Dadurch, dass ich in München aufgewachsen bin, wo es „nur“ den Eisbach und kein Meer gibt wurde der Effekt nochmal um einiges verstärkt. Ich habe mich einfach immer so dermaßen auf die nächste Gelegenheit gefreut im Meer surfen zu können und konnte meine Lust durch zwei Wochen Schulferien natürlich längst nicht stillen. Dadurch habe ich dann logischer Weise schnell Interesse an dem Skaten gefunden, was hier in einer Stadt wie München natürlich viel zugänglicher ist! Es ist einfach chillig den ganzen Tag von Skatepark zu Skatepark zu cruisen und so seine Zeit mit seinen Kumpels zu verbringen. Das hat sich dann irgendwie auch ein bisschen „echter“ als Bachsurfen für mich angefühlt. Eine weitere Inspirationsquelle ist für mich die Musik. Seitdem ich klein bin, spiele ich Gitarre und bin von Musik umgeben. Mein Papa hat uns immer viele verschiedene Musiker*innen und Musikrichtungen gezeigt. Von Louis Amstrong bis Elliot Smith war alles dabei. Mit einem guten Kumpel bin ich auch schon oft nach Frankreich gefahren und immer zwischen den Sessions klimpern wir auf der Gitarre rum. 

Luca Holy

Katharina Becker

Let’s do Boardtalk.  Was für ein Setup surfst du gerade am liebsten? 

Am Bach surfe ich gerade den Train von MightyOtter in 5‘4 als Quad-Fin-Setup. Der macht richtig Bock, weil ich immer genügend Brett unter den Füßen hab, um zu cruisen, er aber trotzdem noch voll agil ist. Jedoch könnte ich den locker in 5‘2 mit weniger Volumen surfen, um das volle Potential des Bretts zu entfachen. Genau mit demselben Steup bin ich ihn auch schon im Meer gefahren und war echt richtig erstaunt, wie gut das funktioniert hat. Einfach ein geiles Board!  

Am Meer bin ich auf diesem Trip ein einziges Board gesurft, da ich mit so wenig Gepäck wie möglich unterwegs war. Das „The One“ von Bradley-Surfboards in 5’9 mit einem Swallowtail. Genau dasselbe Brett dient mir jetzt schon seit 4 Jahren als mein Allround-Shortboard. So langsam fällt es auseinander, aber ich werde es bis zum bitteren Ende reparieren und weiter surfen! 

Außerdem gibt es einmal das „Pelikan“ als Midlength für große runde Wellen und das „G-Rip“ als TwinFin für so ziemlich alles, von MightyOtter. Beide Boards bin ich erst ein paarmal gefahren und freu mich richtig sie diesen Herbst und Winter zu testen. 

@lookclosely62

Welches Board nimmst du mit auf eine einsame Insel?  

Ich traue mich kaum es zu sagen, aber im Moment definitiv ein Shortboard! 

Es gab eine Zeit wo ein paar Sponsoren an dir interessiert waren und du, neben den üblichen Verdächtigen vom Eisbach, als Nachwuchstalent gezählt wurdest. Was hast du für einen Bezug zum deutschen „Profi-Surfen“, Sponsoren, Instagram und Performance?  

 Den Einzigen wirklichen Bezug zum deutschen Profi surfen hatte ich, als ich 2017 bei der DM in Frankreich Zweiter unter den Groms geworden bin. Damals war Surfen Alles für mich. Allerdings wurde mir schnell klar, dass es sich schwierig gestalten würde professioneller Surfer zu werden, ohne am Meer zu leben. Das Rapid-Surfen hingegen war für mich schon immer eher eine Sache, die mir sau viel Spaß bereitet ich aber eben nur des Spaßes halber mit meinem Bruder und meinen Freunden machen will. Selbstverständlich habe ich bei ein paar Contests mal mitgemacht, habe aber schnell realisiert, dass dieses Format nichts für mich ist. 

Abgesehen davon finde ich es sehr beeindruckend in welche Richtung das deutsche Profi-Surfen sich bewegt. Auch auf meiner Reise habe ich einige Profisurfer*innen kennengelernt und jedes Mal, wenn wir auf die deutsche Surfszene oder das deutsche Surfteam zu sprechen kamen habe ich nur gutes gehört. Das hat mich sehr gefreut. Ich finde es schön zu sehen, dass sich für die deutschen Profsurfer*innen so viele neue Möglichkeiten ergeben, gerade durch Formate und Wettkämpfe, wie z.b. Olympia.  

Einen wirklichen Sponsoring-Vertrag habe ich nie unterschrieben, jedoch gab es viele nette Menschen aus der deutschen Surfindustrie, die uns, meinen Bruder und mich, immer mit dem nötigen unterstützt haben, wie z.b. Neos und Boards. Einige von den alten Neos wachsen bis heute noch mit mir mit und sind im Einsatz. Shoutout an Flo Harper! Inzwischen habe ich mich von all dem distanziert bzw. keiner will mir mehr Sachen schenken hahah. Deswegen bin ich eigentlich nur noch im Kontakt mit Jungs von MightyOtter und dem Santoloco, treue Gleichgesinnte aus München halt. Die OG’s vom Bach, wie der Quirin, Tao oder Manu (von Vans) haben sich wirklich immer um uns gekümmert und geschaut, dass weder unsere Arme noch Füßlein erfrieren. Danke <3.  

Instagram ist so eine Sache bei mir… natürlich bin ich wie jeder süchtig danach, aber ich merke genau wie schlecht es für mich ist und versuche es so wenig Zeit wie möglich daran zu verschwenden. Eine Zeit lang hatte ich es komplett von meinem Handy gelöscht und danach ein Tastenhandy für knapp ein Jahr, weil ich einfach so überfordert von dem ganzen täglichen Informationsschwall war. Nachdem ich dann langsam wieder zu meinem Smartphone zurückgekehrt bin, habe ich auch öfters auf Instagram vorbeigeschaut. Mir ist bewusst, dass gerade, wenn es um Sponsoring oder Ambassador-Dasein geht, die sozialen Medien das Arbeitswerkzeug sind, allerdings kann ich einfach schlecht damit umgehen und bin somit nicht für so etwas geeignet. Deswegen will mir ja auch keiner was schenken, weil ich es dann nicht posten würde, da bin ich wohl selber schuld! Trotz allem glaube ich, dass Social Media auch gute Seiten hat, und finde es bemerkenswert, wie Meschen um mich herum damit ein Netzwerk aufbauen und Geld verdienen.  

Gerade auf diesem Trip habe ich gemerkt, dass Performance ein großer Teil von Surfen ist. Egal, ob du fancy Freesurfer*in oder Olympiaathlet*in bist, kommt man nicht an der Technik und der körperlichen Leistung, die erbracht werden muss, um auf dem Brett zu stehen, vorbei. Eine gute Technik und Fitness ist die Grundlage für jegliche Art von Surfen und oft auch schlichtweg notwendig. Persönlich will ich bei „double overhead“ Wellen mir selbst und meinem Körper vertrauen können, um mich nicht in Gefahrensituationen zu bringen. Dazu kommt es, dass man ohne die notwendige Technik einfach viele Wellen gar nicht surfen kann und z.B. einfach andauernd hinter der Sektion ist. 

Danke dir Luca für das Interview und let’s go surf!!!   

Zum Abschluss, any Tipps, wie wir an unserem Style arbeiten können?  

Lernt twerken für Booty-mobilty!  

Alles klar, ist vermerkt!   


 

Hol Dir jetzt direkt die dritte Ausgabe vom Printmagazin und Dein Wellenreiten Shirt!

Hol dir das Wellenreiten Print Mag!